Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

The Saxophones: To Be A Cloud (Review)

Artist:

The Saxophones

The Saxophones: To Be A Cloud
Album:

To Be A Cloud

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Slow- und Dream-Pop

Label: Full Time Hobby
Spieldauer: 34:43
Erschienen: 02.06.2023
Website: [Link]

Wie man einen unwissenden Musikfreund doch mit einem zwar offensichtlichen, aber doch seltsam verunsichernden Bandnamen in die Irre führen kann...
THE SAXOPHONES sind keine wilde oder weniger wilde Truppe, die mit ihren Saxophonen den musikalischen Mega-Blas-Ton angeben, sondern ein Musiker- und Ehepaar, das mit wundervoll dunklen, ruhigen, verträumten und melancholischen Tönen einen Slow- und Dream-Pop der Extraklasse präsentieren, bei der nicht nur die Musik und die Texte (welche leider nirgends auf der Hülle der farbigen LP abgedruckt sind) außergewöhnlich beeindruckend sind, sondern ganz besonders auch der charismatische, einem sofort ins Ohr gehende und sich dort dauerhaft festsetzende Gesang von Alexi Erenkov ist, der locker einem BRYAN FERRY genauso wie ROXY MUSIC Konkurrenz machen kann. Wenn sich ROXY MUSIC mit ihrem traumhaftesten Album erneut nach „Avalon“ begeben und dort nur auf eine faszinierende Stimme, etwas Orgel, Percussion, Gitarre sowie Saxophon und Flöte setzen würden, dann begeben sich parallel dazu THE SAXOPHONES mit „To Be A Cloud“ in die himmlischsten Höhen und tragen dabei die „Avalon“-Atmosphäre mit sich davon. Und natürlich gibt es auch immer wieder mal ein Saxophon zu hören, doch das spielt wirklich nicht die wichtigste Rolle, genauso wie die vielen schönen Flöteneinsätze, die sich mit zartem Klang beim Hörer einschmeicheln.

Doch ganz so 'Avalon'-einfach ist es dann doch nicht, um die Faszination hinter „To Be A Cloud“ für sich zu erschließen. Denn der Albumtitel will uns nicht mit Siebten-Himmel-Schwelgereien zukleistern, sondern bezieht sich auf das Buch des buddhistischen Zen-Mönchs Thich Nhat Hanh, dem das Ehepaar Alexi Erenkov und Alison Alderdice aka THE SAXOPHONES nicht nur aufgeschlossen, sondern auch skeptisch gegenübersteht.
Denn das eigentliche Thema dieses Albums dreht sich ums Wasser, womit sich zugleich das Covermotiv (das Paar mal in einem See schwimmend auf der Vorder- und stehend auf der Rückseite der LP) erklärt. Alexi Erenkov ist schließlich ein leidenschaftlicher Taucher, der gerne das Schwebende, Ruhige und Besinnlich-Schöne eines Tauchgangs atmosphärisch auch in der Musik von THE SAXOPHONES und ganz speziell diesem Album zum Ausdruck bringen möchte.
Wie gut das gelingt, lässt sich gleich beim ersten Song „The Mist“ festmachen, der von melancholischer Verträumtheit und Natürlichkeit sowie einer Stimme, die Stein erweichen kann, geprägt ist. Schließt man beim Hören von „The Mist“ die Augen, beginnt man automatisch zu schweben.

Ein besonderer sound-technischer Trick ist zudem, dass ein Großteil der Musik in einer Kirche aufgenommen wurde, die der Akustik ein ganz spezielle analog hallende Aura verleiht und den Gesang im Volumen noch deutlich betont.
Das hört man besonders gut bei „Boy Crazy“. Ein Song für den Sohn/die Söhne des Paares, der dann tatsächlich diese ROXY MUSIC-Atmosphäre erzeugt, weil der Gesang dermaßen typische Ferry-Trademarks mit einer feinen Prise DAVID SYLVIAN in sich trägt.
Hier wird tatsächlich nicht mehr nur geschwebt, sondern tief abgetaucht in den Singer/Songwriter-Klang der 70er-Jahre, verbunden mit dem Balladesken der 80er-Kuscheljahre und einem Text, der die Achtung vor dem Leben und besonders den Kindern und der Kindheit innig betont.

Nach diesem Stück emotionalen Berauschtseins dürfte jeder, dem in den Zeiten der Hektik noch immer die Harmonie am Herzen liegt, bereits endgültig THE SAXOPHONES verfallen sein, die sich mit „To Be A Cloud“ genau zwischen solchen großartigen Musik(er)träumern wie CHRIS & CARLA von den WALKABOUTS und KURT WAGNER von LAMBCHOP einordnen, um ganz am Ende der LP auch noch ihre zarte Wüsten-Blume im besten Americana-Style zu pflanzen.

Der musikalische Schwebeflug oder emotionale Tauchgang endet tatsächlich erst, wenn wir blumig und noch immer so verträumt sowie voller Natürlichkeit von der „Desert Flower“ verabschiedet werden, die das rundum ruhige, doch keineswegs auch nur ansatzweise langweilende Album nach viel zu kurzen 35 Minuten abschließt, inklusive eines Saxofon-Solos, das einem die Tränen in die Augen treibt. Stunden könnte „To Be A Cloud“ gehen, es würde einem schon bei dem Gesang sowie den verträumten Saxophon- und Flöten-, aber auch Orgel- und Vibraphon-Passagen niemals langweilig werden, denn es schwebt mal in den Wolken, taucht aber auch tief ein in die Fluten des Ozeans ab, wobei auch die intimen Texte, welche sich um die Sterblichkeit, den Sinn des Lebens, die Familie – speziell unter Einbeziehung der zwei Kinder des Paares – und alles Zwischenmenschliche drehen, einen erheblichen Anteil an diesen zugleich ruhigen wie unterschiedlichen Stimmungen haben.

FAZIT: Slow- und Dream-Pop par excellence bieten einem (auch wenn der Bandname etwas Anderes vermuten lässt) THE SAXOPHONES von der ersten bis zur letzten Minute ihres traumhaften Albums „To Be A Cloud“ an, das sich trotz des Titels viel mehr ums Wasser als die Wolken dreht, wofür es einen guten zen-buddhistischen Grund gibt. Sofort nimmt einen der Gesang und dann die atmosphärische Stimmung gefangen, die einem das Gefühl zu schweben vermittelt, um dann in den schönsten Träumen (auch mit zärtlichen Saxophon- und Flötenspielereien) abzudriften. Ein besonderer Genuss ist zudem für alle LP-Liebhaber nicht nur der gut abgemischte, sehr warme und voluminöse Sound, sondern auch das schön anzuschauende farbige Vinyl, wenn man beim entspannten Hören verträumt das Farbspiel in Grün (Blau wäre eigentlich bei dem Wasser- und Himmel-Thema noch besser gewesen!) auf seinem Plattenteller beobachtet.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 1623x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • Seite A (19:13):
  • The Mist (4:13)
  • Boy Crazy (4:06)
  • In My Defense (3:21)
  • Speak For You (3:22)
  • Savanna (4:11)
  • Seite B (15:30):
  • Conversation Soon (3:28)
  • Goddess In Repose (3:06)
  • Margarita Mix (2:44)
  • Hunter (3:22)
  • Desert Flower (2:50)

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Welche Farbe hat eine Erdbeere?

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!